Das Römerlager Wilkenburg

Römer im Norden

Beim Römerlager Wilkenburg handelt es sich um ein Marschlager aus der Zeit des Kaisers Augustus mit mehreren Alleinstellungsmerkmalen, weshalb es den Denkmalstatus "von landesgeschichtlicher Bedeutung" trägt.

 

Nach derzeitiger Erkenntnis ist es  das einzige archäologische Zeugnis des literarisch überlieferten „gewaltigen Kriegs“ (immensum bellum, 1-5 n. Chr.) in Form eines Marschlagers. Es ist zudem das nordöstlichste Marschlager überhaupt und eins der wenigen nicht überbauten nördlich des Limes. Die bisherigen Fundmünzen erlauben bisher eine Datierung zwischen 1 v. Chr. und 6 n. Chr. Die Größe des Lagers (etwa 40 h, Platz für über 3 Legionen mit Hifstruppen, also über 20.000 Legionäre) und Art der Funde sprechen für die Anwesenheit eines bedeutenden Feldherrn, wahrscheinlich des späteren Kaisers Tiberius persönlich. Damit wäre das Lager in die Zeit 4-5 n. Chr. datierbar.

 

Das Gelände ist aber auch durch andere archäologische Zeugnisse geprägt. So kann im westlichen Teil des Römerlagers möglicherweise von zerpflügten Grabhügeln ausgegangen werden, da Fragmente eines älterbronzezeitlichen Dolches u.a. gefunden wurden. Zudem ist das Lager im westlichen Teil offenbar durch ein bronzezeitliches Gräberfeld, eine Latene´zeitliche Siedlung (< 500 v. Chr.), ein vormittelalterliches (kaiserzeitliches oder älteres) Gräberfeld sowie mittelalterliche Wölbäcker (im Südwesten) und starke neuzeitliche Bewirtschaftung geprägt. Die ältesten Belege finden sich in Form von Flintartefakten und  jungneolithischen (steinzeiltichen) Funden. Offenbar war das Gelände des Römerlagers mindestens seit der Jungsteinzeit/Bronzezeit immer wieder aufgesucht und auch intensiv genutzt worden. Demnach ist es sehr wahrscheinlich, dass die Römer das Lager in einer kultivierten Landschaft errichteten. Hierauf deutet auch das kaiserzeitliche Gräberfeld hin, welches das Lagergelände durchdringt. Fest steht, dass die Römer in einer Siedlungskammer des Germanenstamms der Cherusker campierten. Auf Grund des Fundreichtums kann derzeit von einer Anwesenheit der Römer von mindestens einigen Tagen bis Wochen ausgegangen werden. Zusammenhänge zum Hildesheimer Silberschatz und dem Gehrdner Denarhort sind wahrscheinlich (siehe Diskussion im Buch HNB3).

 

1 Meter hoher Wall mit Rasensoden und verknoteten Schanzpfählen römischer Art (Rekonstruktion des Annäherungshindernisses im Römerlager Wilkenburg)

Tumulus, Wall mit Schanzpfählen und Infotafeln in Form von Standarten schmücken nun den Infopoint.


Diese Holzbohlen sind ein rekonstruiertes Stück (PrVI) aus im Römerlager mit Zucker konservierten 2000 Jahre alten (46 v. Chr. erbaut) Bohlen eines römerzeitlichen, aber durch unbekannte Germanenstämme angelegten Weges durch das Moor (Aschener Moor bei Diepholz).  Solche kilometerlangen Wege durch die nds. Moore dienten den germanisch Stämmen wohl für Transport (sogar mit Wagen) von Vieh, Material und Handelswaren. Auch die römische Armee könnte solche Wege mitbenutzt haben, siehe die überlieferte Schlacht des Germanicus an den "pontes longi" (=langen Brücken, wohl Moorwege gemeint).

Publikation ZUM rÖMERLAGER wILKENBURG (HNB3)

500 Farbseiten mit 11 Beiträgen zum Römerlager und über 100 Funden aus dem Römerlager für 35 Euro. Leider vergriffen.  

ISBN 978-3-86757-688-8

HNB3 - Hannoversche Numismatische Beiträge Band 3:

Schatzfunde - Fundmünzen, Numismatik zwischen Archäologie, Kriminalistik und Chemie. 35 €


Bildergalerie Veranstaltungen

Schülerveranstaltungen, Vorträge, Brotbacken, Münzenschlagen, römische Bleitäfelchen beschriften u.v.m.


Petition zum Erhalt - Danke für 6000 Stimmen !

 

Die online-Petition beim Nds. Landtag war ein voller Erfolg! Knapp 6000 Bürger*innen fordern den Erhalt des Römerlagers. Danke für Ihre Unterstützung. Nun liegt die Entscheidung bei der Region, da der Landtag die Entscheidung an die Region übergab.  Holcim will im Sommer 2020 über den Abbau entscheiden. Seit 11.2 führt Holcim hierfür Neuvermessungen durch.

Mehr unter "Pressemeldungen".

NDR-Fernsehbericht zur Petition:

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Roemerlager-Wilkenburg-Loesung-in-Sicht,roemerlager228.html

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Hemmingen-Buerger-wollen-Roemerlager-retten,hallonds49574.html 

 


Vertreter der Römer aus Wilkenburg begrüßen Besucher beim Hemminger Stadtfest am Sa 17. Juni 2023. AKTUELL: Im Juli 2025 wurden im Römerlager die neuen verbesserten Informationstafeln aufgestellt (siehe Pressemeldungen).


Vorträge im Römerlager


Vorträge i.d.R. jeden ersten Samstag im Monat. Immer um 14:00 im Infopoint (gegenüber der Infotafel am Ende der Straße "Dicken Riede", bei den Kleingärten), Dauer etwa 1,5h, Infocenter: Römerlager Wilkenburg, siehe "Anfahrt"

 Änderungen im Programm vorbehalten.


18.07.2025, 14.00 h

Zwischenveranstaltung zu 10 Jahren Römerlager Wilkenburg und Enthüllung der neuen Infotafel am Infocenter

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Stadt Hemmingen konnten nun zwei neue Infotafeln am Römerlager Wilkenburg aufgestellt werden. Die alten Tafeln waren in die Jahre gekommen und nicht mehr ganz aktuell. Eine Erneuerung der Infotafeln war daher dringend geboten, aber auch, weil mittlerweile nicht nur unsere Webseite sehr gut besucht wird, sondern auch bei Google in den letzten sieben Monaten über 40.000 Personen sich über das Römerlager informierten. So steuern immer mehr Wandergruppen, Fahrradtouristen und andere Besucher gezielt den Infopoint am Römerlager an, zusätzlich zu den vermehrten Nachfragen nach Führungen. 
Wir freuen uns daher sehr, dass wir zum 10-jährigen Jubiläum der Entdeckung des Römerlagers in Wilkenburg eine der schön gestalteten Infotafeln zusammen mit dem Bürgermeister von Hemmingen und Vertretern/-innen des Stadtrates offiziell enthüllen können. Dazu laden wir Sie herzlich ein!



 06.09.2025 14.00 Uhr: „Wie Phönix aus der Asche? Nero und der große Brand von Rom“ Vortrag von Ralf Mußinghoff mit Anton Lukasczyk (beide Augustus Gesellschaft)

 

Das flammende Inferno, das Rom 64 n. Chr. großflächig verwüstete, vernichtete ungeheure Vermögenswerte. Sehr viele Menschen kamen in den Flammen um oder wurden obdachlos. Der Brand wurde zu einem Trauma und beschleunigte das Ende des Kaisers Nero. Warum eigentlich? Nero soll während der neun Tage wütenden Feuersbrunst viele richtige Entscheidungen getroffen und danach Organisationsgeschick und Weitsicht bei der Getreideversorgung, den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau der Stadt bewiesen haben. Rom sollte wie ein Phönix aus der Asche neu erstehen. Nero aber wurde alles Schlechte nachgesagt: Er sei der Brandstifter gewesen und habe im Angesicht des Flammenmeeres den Brand besungen, hunderte Christen als Sündenböcke hinrichten lassen und sich an ihren Qualen erfreut. Doch was ist Fiktion, und was kann als gesichert angesehen werden? 
Fest steht, dass Nero nach dem Brand immer mehr an Unterstützung bei Senat und Militär verlor. Seine Macht erodierte. So nahm er sich im Juni 68 im Alter von 30 Jahren das Leben.

 Ralf Mußinghoff und Anton (beide Augustus Gesellschaft) werden anhand zahlreicher Abbildungen das Ausmaß des Brandes und das Verhalten des Kaisers vor, während und nach dem Brand erläutern. Dabei wird deutlich werden, warum der lateinische Westen des Römischen Reiches Nero keine Träne nachweinte, während man sich im griechisch sprechendem Osten durchaus gern an ihn erinnerte.

 


 04.10.2025 14.00 Uhr: „Der heilige St. Martin“

 Vortrag von Malte Seils und Karola Hagemann (beide

Augustus Gesellschaft)

 

Jedes Jahr werden am 11.11. Laternenumzüge mit einem Sankt Martin abgehalten. Dieser reitet auf einem Pferd und ist oft als Bischof gewandet oder als römischer Offizier. Diese alte christliche Tradition geht auf die Legende eines Heiligen zurück, der als Offizier bei einer römischen Legion gedient und sich durch besondere Barmherzigkeit ausgezeichnet habe. Er teilte seinen Mantel mit dem Schwert, um einem frierenden Bettler zu helfen.

Soweit die Legende. Was lässt sich über die historische Person tatsächlich aussagen? Die beiden Referenten Karola Hagemann und Malte Seils von der Augustus Gesellschaft bringen Licht ins Dunkle.

 


01.11.2025 14.00 Uhr: „Das Römerlager Anreppen“

 

Termin befindet sich noch in der Abstimmung mit einem

externen Referenten! Evtl. Tausch mit dem bislang für

September geplanten Termin


Dezember-Februar Winterpause




Tumulus (röm. Grabhügel rechts im Bild), römischer Wall mit Schanzpfählen (mittig) und Infotafeln in Form von Standarten (links im Bild) schmücken nun den Infopoint.


NEUES AUF SEITE "PRESSEMELDUNGEN"


Die Fotos zeigen Führungen mit Kindern im Römerlager als Ort der öffentlichen Bildung und kulturelles Erbe für kommende Generationen.



salve!

Infopoint "Römerlager Wilkenburg"